Sagt mal, hört ihr auch ständig von diesem sagenumwobenen Fachkräftemangel? Also dem „Mangelzustand einer Volkswirtschaft, in dem eine bedeutende Anzahl von Arbeitsplätzen für Arbeitnehmer mit bestimmten Qualifikationen nicht besetzt werden kann, weil auf dem Arbeitsmarkt keine entsprechend qualifizierten Fachkräfte zur Verfügung stehen“ (Quelle: Wikipedia)? Scheinbar soll dieses Phänomen vor allem in der IT wüten. Deswegen wollte ich mal wissen:

Wie akut ist der Fachkräftemangel wirklich?

Um das heraus zu finden habe ich mich vor rund 3 Monaten selbst auf den Arbeitsmarkt geschmissen und mich auf fachlich wie hierarchisch passende Stellen beworben. Vom Product Owner, über den Agile Coach bis zum Transformation Consultant war alles dabei. 10 Bewerbungen waren es insgesamt. 10 Bewerbungen auf wirklich passende Stellen!

Das Ergebnis ist ernüchternd. 6 von 10 Unternehmen haben mir direkt eine 0-8-15 Absage geschickt ohne sich ernsthaft mit mir / meinem Profil zu beschäftigen. 2 Unternehmen haben sich gar nicht gemeldet. Und die letzten beiden Unternehmen haben mich zu Gesprächen eingeladen, machten mir aber ziemlich schnell klar, dass sie bei meinem – aus meiner Sicht – defensiv angegebenen Gehaltswunsch (mein letztes Gehalt in Festanstellung vor über 5 Jahren) nicht mitgehen können. Interessante Side note: Die beiden Unternehmen beschäftigen jeweils deutlich mehr als 10.000 Mitarbeiter weltweit. Geld sollte also durchaus genug vorhanden sein.

Was sagt nun dieses Ergebnis über den Fachkräftemangel aus? Ehrlicherweise bin ich mir nicht sicher. Meine kühne Theorie ist aber: Es gibt keinen Fachkräftemangel. Zumindest nicht in den Bereichen, in denen ich mich beworben habe. Wie gesagt. Ich habe sehr genau auf den fachlichen Fit geachtet und habe mich weder als Geschäftsführer noch als Vorstandsmitglied beworben. Bei einem tatsächlichen Fachkräftemangel hätte ich also deutlich mehr Einladungen zum Kennenlernen erhalten müssen. Habe ich aber nicht. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die erschreckend niedrigen monetären Grenzen der interessierten Unternehmen.

Vielleicht ist das aber wieder nur eine Frage der Definition. Die meisten von uns verstehen den Begriff „Fachkräftemangel“ nämlich, als den oben beschriebenen generalistischen Mangel an qualifizierten Fachkräften. Unternehmen hingegen kombinieren gerne den Begriff „Fachkräftemangel“ mit ihren eigenen Werten & Vorstellungen. Ja, es geht weiterhin um qualifizierte Fachkräfte. Aber garantiert nicht generalistisch.