Was willst du mal werden wenn du groß bist? Auf diese Frage hat mir meine Tochter heute geantwortet: „Kinderbuchautorin“. Eine – an sich – völlig normale Antwort eines Kindes. Da in meiner Tochter aber eine weise alte Frau steckt, hat sie danach eine kleine Pause gemacht und weiter ausgeführt, „vielleicht ändert sich das aber noch Papa“. Meine Tochter ist 9. Und sie hat jetzt schon begriffen wie das Spiel funktioniert.
Bei mir hat das deutlich länger gedauert. Also, sehr sehr seeeeeehr viel länger. Ich war noch in Ausbildung und hörte von Jung von Matt. DER Werbeschmiede schlechthin. Der Hotspot für Kreative. Hip, hipper, Jung von Matt. Es war „the place to be“. Also war klar: Ich muss dahin. Ich muss Creative Director bei Jung von Matt werden. Der Weg dort hin schien unendlich weit. Fest entschlossen beschritt ich ihn trotzdem. Ich schloss meine Ausbildung ab, machte einen Bachelor, hing einen Master dran und legte eine steile Karriere in der Werbewelt in. Als ich es dann beinahe geschafft hatte, wurde mir schlagartig klar: Ich will das gar nicht mehr! Ich will nicht mehr zu Jung von Matt. Ich will kein Creative Director sein. Ja, ich will noch nicht mal mehr in der Werbung arbeiten. Doch was war passiert?
Ich glaube, es waren zwei Dinge. Zum einen gab es eine drastische Diskrepanz zwischen Wunschvorstellung und Realität. Zum anderen war der Weg zum Ziel so weit, dass sich meine Interessen zwischenzeitlich verändert hatten. Wen wundert es? Alles ist temporär. Alles. Frag meine Tochter. Die weiß das.