Längere Workshops beginne ich meist mit der Vorstellung notwendiger Working Agreements. Quasi den Spielregeln für ein entspanntes aber dennoch zielgerichtetes Miteinander. Neben Klassikern wie „Wenn du telefonieren musst, geh bitte raus“, „Hier sind wir alle per DU“ oder „ELMO / Enough let’s move on“, muss ich (leider) immer wieder neue Regeln ergänzen. Die Neuste im Bunde:
Ich gendere nicht.
Hardcore politisch unkorrekt, ich weiß. Und trotzdem tue ich es nicht. Nicht weil ich ein respektloser Macho Ar*** bin oder zu faul mich daran zu gewöhnen. Nein. Ich tue es nicht, weil (aus meiner Sicht) die deutsche Sprache NOCH nicht dafür ausgelegt ist. Egal ob mit Doppelpunkt (Nutzer:in), mit Unterstrich (Nutzer_in), mit Schrägstrich (Nutzer/-in), mit Großbuchstaben in der Mitte (NutzerIn) oder mit dem beliebten Gender-Sternchen (Nutzer*in) – der Sprach- und Lesefluss wird hart unterbrochen. Was man auch sagen möchte, alles wird zum Krampf. Und all das nur damit sich jeder individuell gesehen und angesprochen fühlt. Also einem Zustand der in meinen Workshops so oder so vollkommen normal ist. Denn für mich sind alle gleich. Unabhängig der Position, des Reichtums, des Geschlechts, der Herkunft, der Sexualität oder der Religion. Jeder bekommt die gleiche Stimme und wird als Individuum gesehen. Jeder.
Doch leider reicht das mittlerweile nicht mehr jedem aus. Manche wollen einfach mehr. Sie fordern das Gendern so hart ein, dass es auf die Stimmung des Workshops schlägt. Und das geht einfach nicht. Deswegen ist das Thema jetzt fester Bestandteil meiner Working Agreements und ermöglicht jedem Teilnehmer selbst zu entscheiden: Bleibe ich? Gehe ich? Oder sollen wir den Workshop lieber auf Englisch abhalten? Denn auch wenn Englisch ebenfalls nicht komplett Gender-neutral ist, so ist es deutlich neutraler wie die deutsche Sprache.