Die Gäste sind gegangen. Überall stehen leere Flaschen. Es riecht komisch und irgendwer hat eines meiner Rennräder mit Klopapier eingerollt. Was auf den ersten Blick nach einer typischen Teenie-Party klingt, war meine Oh-Gott-schon-5-Jahre-Freiberufler-Feier. Also im Grunde dasselbe. Zwischen all dem Chaos sitze ich. Ich und mein langsam leiser werdender Kater. Mit frisch aufgebrühtem Kaffee haben wir uns in meinen 60er Jahre Ledersessel fallen lassen und sinnieren schwerfällig über die gestrigen Gespräche und die stille Veränderung von Jobprofilen.

Das ist längst überfällig.

Denn offen gesprochen mache heute nicht mehr das, womit ich vor 5 Jahren meine Freiberuflichkeit begonnen habe. UX Design. Das Themengebiet UX Design hat sich in den letzten Jahren unglaublich verändert. Wenn Hays, MichaelPage und Co. heute nach freiberuflichen UX Designern suchen, so suchen sie meist Interface Designer oder Front-End Entwickler mit einem Verständnis für gute UX. Keine UX Designer. Das ist auch kein Wunder. UX Design ist am Ende des Tages keine eigenständige Disziplin. Genauso wenig wie Agilität. Es sind Denkweisen mit einem Blumenstrauß an Methoden. Nicht mehr und nicht weniger. Sämtliche Jobs die sich daraus entwickeln, dienen meist nur der Vermittlung / Kontrolle. Ist die Denkweise verstanden und akzeptiert, wird die Vermittlungsrolle nicht mehr gebraucht. Warum auch? Spätestens dann steht ja ein neuer Trend vor der Tür.

Versteht mich nicht falsch. Ich habe grundsätzlich nichts gegen Trends. Wenn Trends aber nichts anders sind wie alter Wein in neuen Schläuchen, wird die Frage nach Zugehörigkeit und klaren Job Profilen zur Farce. Am Beispiel UX Design sieht man das hervorragend. Was ich schon immer unter UX Design verstanden habe, läuft heute unter Design Thinking, New Work, Agile, Transformation und Change. Sinnkrise inklusive. Während ich also Experte auf meinem Gebiet war, hat sich das Gebiet heimlich, still und leise verändert. Verrückt.

Entsprechend bin ich heute kein UX Designer mehr. Ich sehe mich mehr als eine Art Berater. Uh. Böses Wort. Wobei Berater so auch nicht ganz stimmt. Viel mehr helfe ich Unternehmen unterschiedliche Herausforderungen im agilen Kontext zu meistern. Je nach Anforderung schlüpfe ich daher in unterschiedliche Rollen. Mal braucht es einen emphatischen Coach, mal einen durchsetzungsstarken Produkt Manager und mal jemanden der einfach nur die Türe für neue Ideen aufmacht. Die Übergänge zwischen den Gewerken sind fließend und enden eben nicht bei irgendwelchen Zuständigkeiten / Job Profilen. Entsprechend breit ist meine Klaviatur. Und das muss sie auch sein. Nur so kann ich Unternehmen nachhaltig helfen.

Jobprofil hin, Jobprofil her.